Jedes Kind wird normalerweise mit überlebensnotwendigen frühkindlichen (primitiven) Reflexen geboren, die die kindliche Entwicklung zunächst vorantreiben. Mit fortschreitender Gehirnreifung werden diese gehemmt bzw. in sog. Haltungsreflexe transformiert, wodurch - nach gründlicher Einübung während des ersten Lebensjahres- ermöglicht wird, sich in allen nur erdenklichen Bewegungsmustern und Körperpositionen selbstverständlich und mühelos zu bewegen. Unterliegt dieser Prozess prä-, peri-, oder postnatalen Störungen, können frühkindliche Reflexe weiter aktiv bleiben und die nachfolgende Entwicklung negativ beeinträchtigen. Trotz (über)durchschnittlicher Intelligenz können Lern-, Verhaltens und Bewegungsprobleme daraus resultieren, wie aus einer langjährigen Studie des Instituts für Neuro-Physiologische Psychologie (INPP), England hervorgeht.
Weiterhin belegt eine wissenschaftliche Untersuchung der Hochschule Aalen, dass Störungen der inneren Balance auch die kognitive Entwicklung negativ beeinflussen. So erreichten Kinder mit Beeinträchtigung des Gleichgewichts in den Fächern Deutsch, Mathematik und Sport Zensuren, die jeweils um 0,6 bis 0,7 Notenstufen schlechter waren als beim Durchschnitt der Schüler.
Aufgrund des heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisstandes und den Erfahrungen von Lehrkräften aus der Praxis des Schulalltags, wird es immer notwendiger, Sensomotorisches Lernen an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen anzubieten. Beeinträchtigungen wie Koordinations- und Bewegungsprobleme, Konzentrationsmangel, Hyperaktivität, Ängste etc. erschweren die Lernfähigkeit und stehen erfolgreicher Wissensvermittlung im Wege.
Eva Hopf, Pädagogin für Musik und Dynamische Integration