Die Dynamische Integration aus entwicklungspsychologischer Sicht

Als Physiker und Bewegungsforscher weist Moshe Feldenkrais in seinen Büchern immer wieder auf die Bedeutung der Schwerkraft als stärkste auf den Menschen wirkende Kraft hin. Beim Entdecken und Initiieren neuer Bewegungsmuster werden diese Erkenntnisse auch in der Dynamischen Integration angewandt. So werden Arbeitspositionen angeboten, bei denen der Lernende möglichst wenig muskuläre Haltearbeit benötigt. Meist bietet sich dabei die Position im Liegen an.

Die kognitive Theorie nach Jean Piaget

Piaget ging von qualitativen Veränderungen im Entwicklungsverlauf und somit von einem diskontinuierlichen Verlauf aus (vgl. Lohaus/Vierhaus 2015, 8). Über die Modifikation von Reflexen entstehen im Rahmen einer einfachen Kreisreaktion, die einfachen Gewohnheiten.

Die sekundäre Kreisreaktion erfolgt durch die aktive Wiederholung dieser einfachen Handlungen und führt zur Entwicklung einer Vielfalt an sogenannten Schemata. Sekundäre Kreisreaktionen werden verknüpft, koordiniert.

Experimentieren mit Versuch und Irrtum führt zur Entstehung neuer Handlungsmuster. Am Ende dieser Entwicklungsphase sind sowohl für Motorik, wie für die Sensorik, Schemata vorhanden, die Koordination von Bewegung und Orientierung im Raum zunehmend verbessern. Verbunden mit einem größeren Repertoire an sensomotorischen Mustern, verbessert sich das Denken maßgeblich, wird sicherer und beweglicher (vgl. Lohaus/Vierhaus 2015, 25 ff).

Die Dynamische Integration/Dynintegra©-Bewegungspädagogik erreicht über verschiedene Techniken der Aufmerksamkeitslenkung, Wahrnehmung und Differenzierung eine Erweiterung der vorhandenen Bewegungsmöglichkeiten und deren Integration. Sensorische Wahrnehmung lässt Bewegungsgefühl entstehen. Über Bewegungsgefühl wird die Wiederherstellung einer bestimmten Muskelspannung oder einer Winkelstellung im Gelenk initiiert und Koordination zu aktiven Bewegungsmustern möglich. Die Aneignung dieser neuen Bewegungssequenzen geschieht über incidentelles Lernen. Resultate zeigen sich in spontanen Koordinationen neuer Muster. Bezeichnend für diese neuen Muster ist ihre Leichtigkeit und höhere Effizienz.

Hypothese:

Durch optimales verringern der Muskelarbeit gegen die Schwerkraft im Liegen, sieht sich ein Organismus oder das Gehirn, wieder im Stadium der sensumotorischen Entwicklungsstufe. Als Folge davon könnten mit Inputs in Form von differenziert wahrgenommener Bewegung - eine Hauptaufgabe dieser Entwicklungszeit - neue neuronale Verschaltungen und somit Gehirnentwicklung, angeregt werden.

Sabine Mansoory, Aug. 2018



Literatur:

Lohaus, Arnold / Vierhaus, Marc (2015): Entwicklungspsychologie. 3. Aufl., Berlin Heidelberg: Springer Verlag


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